Dreißig Kinder zwischen 6 und 11 Jahren haben an den beiden Kirchenentdecker-Tagen teilgenommen und unsere beiden Kirchen, die St. Martini-Kirche in Langenholtensen und die Klosterkirche in Wiebrechtshausen, genau unter die Lupe genommen.
Dreißig Kinder zwischen 6 und 11 Jahren haben an den beiden Kirchenentdecker-Tagen teilgenommen und unsere beiden Kirchen, die St. Martini-Kirche in Langenholtensen und die Klosterkirche in Wiebrechtshausen, genau unter die Lupe genommen.
In mehren Kleingruppen zogen die Kinder gleich nach dem Begrüßungslied "Einfach Spitze, dass du da bist" los. Die Langenholtenser Kirche wurde zuerst von außen abgeschritten. Dabei sah ein Kind oben am Chor einen Stein mit einer Gravur:
Ein anderes Kind wunderte sich über die zugemauerte Tür zur Sakristei. Und am Turm wurde die Schrift auf dem Sandstein entziffert: "AD 17Z0" - über 300 Jahre ist der Turm alt! "Können wir da auch mal rauf?" - "Na klar!"
"Versucht mal die Luther-Eiche gemeinsam zu umarmen!" Die ist ganz schön dick. Ein Rekordbaum, über acht Meter beträgt der Stammumfang. "Bestimmt, weil die Seelen der Verstorbenen in ihr weiterleben", meinte ein Junge. Er wusste, dass sich rund um die Kirche der alte Friedhof befand. Link zur Luther-Eiche
Direkt neben der Eiche steht das Ehrenmal. Hier lasen die Kinder die Namen der im 1. Weltkrieg gefallenen vor. Friedrich und Hans waren beispielsweise die Söhne des Pastors Hollmer, der nur wenige Tage vor ihnen nebenan im Pfarrhaus an einer Krankheit verstarb. Link zum Denkmalprojekt
Jakob und die Himmelsleiter
Vor dem Eingang erzählte Christina die Geschichte von Jakob und der Himmelsleiter:
"Jakob zog aus Beerscheba weg und ging nach Haran. Er kam an einen bestimmten Ort und übernachtete dort, denn die Sonne war untergegangen. Er nahm einen von den Steinen dieses Ortes, legte ihn unter seinen Kopf und schlief dort ein.
Da hatte er einen Traum: Siehe, eine Treppe stand auf der Erde, ihre Spitze reichte bis zum Himmel. Und siehe: Auf ihr stiegen Engel Gottes auf und nieder. Und siehe, der HERR stand vor ihm und sprach: Ich bin der HERR, der Gott deines Vaters Abraham und der Gott Isaaks. Das Land, auf dem du liegst, will ich dir und deinen Nachkommen geben. Deine Nachkommen werden zahlreich sein wie der Staub auf der Erde. Du wirst dich nach Westen und Osten, nach Norden und Süden ausbreiten und durch dich und deine Nachkommen werden alle Sippen der Erde Segen erlangen. Siehe, ich bin mit dir, ich behüte dich, wohin du auch gehst, und bringe dich zurück in dieses Land. Denn ich verlasse dich nicht, bis ich vollbringe, was ich dir versprochen habe.
Jakob erwachte aus seinem Schlaf und sagte: Wirklich, der HERR ist an diesem Ort und ich wusste es nicht. Er fürchtete sich und sagte: Wie Ehrfurcht gebietend ist doch dieser Ort! Er ist nichts anderes als das Haus Gottes und das Tor des Himmels. Jakob stand früh am Morgen auf, nahm den Stein, den er unter seinen Kopf gelegt hatte, stellte ihn als Steinmal auf und goss Öl darauf. Dann gab er dem Ort den Namen Bet-El - Haus Gottes - . (1.Mose 28,10)
Während die Glocken läuteten, schritten die Kinder in die Kirche hinein. Vor dem Altar bekamen die Gruppen Kärtchen mit Detailfotos vom Kircheninneren. Diese Stellen wurden dann im Laufschritt gesucht. Die Kerze am Altar, die Messingschale des Taufbeckens, Registerzüge der Kirchenorgel, Verzierungen an den Sitzbänken, die Fotowand der ehemaligen Pastoren, der Sternenhimmel, die bunten Kirchenfenster, Holzfiguren von Paulus und Luther und noch vieles mehr.
Nach einer kleinen Pause mit Essen und Trinken konnte die Kinder bei Bianca und Lena ihre eigenen Kirchenfenster basteln. Dazu wurde eine Plexiglasscheibe mit Tapenkleister eingestrichen und mit verschiedenfarbigen Fetzen aus Transparentpapier beklebt.
Mit dem traditionellen Verabschiedungslied der Kinderbibelwochen "Vom Anfang bis zum Ende" endete der erste Entdeckertag.
Am nächsten Morgen trafen wir uns wieder unter der Luther-Eiche. Bei bestem Wanderwetter ging es nach einem kurzen Gebet zu Fuß über dem Dorfe, am Friedhof vorbei durch "den Schlag", auf dem Feldweg nach Wiebrechtshausen. Emma konnte uns den Weg weisen, denn sie wohnt dort in einem großen Haus.
Auf dem großen Gelände des Klostergutes ist in der Erntezeit viel los. Uns zog es aber zu der alten spätromanischen Kirche. Wie die Mönche im Mittelalter gingen wir schweigend durch das "Paradies", den mit reichlich Ornamenten verzierten Eingang, in die Kirche. Hier konnten die Kinder sich erstmal umschauen. "Was ist anders als in Langenholtensen? Was ist gleich?" - "Es ist kalt und dunkel!" - "Die Kirche ist viel kleiner." - "Der Jesus da am Kreuz sieht aber komisch aus!"
In der Annen-Kapelle befindet sich das Grabmal von Otto dem Quaden. Hier erzählte Heiko, warum der Herzog in Wiebrechtshausen beerdigt wurde und was es mit der Sichel auf sich hatte:
"Herzog Otto der Quade lebte vor über 600 Jahren und regierte ein Reich, das war so groß, man brauchte eine Woche um einmal herumzulaufen. Otto wohnte in seiner Burg in Göttingen. Dort feierte er gerne. Und er lud die Ritter aus nah und fern zu großen Ritterturnieren ein, die er vor den Toren der Stadt ausrichtete. Bezahlen mussten das alles die Menschen, die in Göttingen wohnte.
Herzog Otto hatte auch viele Feinde. Ständig war er in einer Fehde, so nannte man es, wenn ein Ritter sich mit einem anderen Rittern stritt. Die Soldaten, die Otto dazu benötigte, kosteten auch eine Menge Gold- und Silbertaler.
Als der Herzog wieder Geld von den Menschen in Göttingen verlangte, machten die einfach die Stadttore vor seiner Nase zu. Otto konnte nicht in seiner Burg schlafen. Er war richtig sauer, zündete vor Wut ein Dorf bei Göttingen an und übernachtete in seiner Burg in Hardegsen. Als er am nächsten Tag wieder nach Göttingen kam, stand er wieder vor verschlossenen Toren. Wieder zündete er aus Wut ein Dorf an, um sich an den Göttingern zu rächen. Dieses Mal ging allerdings auch eine Kirche in Flammen auf.
Zur Strafe wurde der Kirchenbann über ihn ausgesprochen. Er wurde aus der Kirche rausgeworfen, durfte nicht mehr an einem Gottesdienst teilnehmen und als er wenige Jahre später starb, durfte er auch nicht in einer Kirche beerdigt werden. Sein Grab befand sich deshalb außen an der Kirchenmauer, wo das Regenwasser vom Dach auf den Boden tropfte.
Seine Frau wollte aber, dass er in den Himmel kommt. Sie bezahlte der Kirche viel Geld, damit der Kirchenbann aufgelöst wird, und baute diese Kapelle über sein Grab. Jetzt ist er doch in der Kirche begraben.
Auf seinem Grabstein ist Otto in seiner Ritterrüstung mit Schwert und Helm zu sehen. Auf seinem Schild das Braunschweiger Wappen und zu seinem Füßen sein Hund. Ob der auch mit ihm zusammen begraben wurde?
Und die Sichel? Bei der Sichel, die er an einem Band um seinen Hals trägt, soll es sich um das geheime Zeichen für den Sichelbund handeln, einem Bündnis verschiedener Ritter, die zusammen kämpften.
Das Grabmal war auch ein beliebtes Motiv, als die Kinder sich auf Goldfolie Abdrücke von der Kirche machen konnten.
Mit dem Abschiedslied und einem Segen endeten die Kirchen-Entdecker-Tage, die in diesem Jahr (coronabedingt) die wesentlich umfangreichere Kinderbibelwoche ersetzte.